Kaspar del Bufalo (1786 bis 1837)

  • Ein Mann, der dem Papst widerspricht und trotzdem gehorcht.
  • Ein Partner für Terroristen und Friedensstifter.
  • Ein begnadeter Leader und unermüdlicher Missionar.
  • Italiener, Römer, Priester, Missionar und Gründer der Missionare vom Kostbaren Blut.

Am Dreikönigstag 1786 in Rom hineingeboren in mittlere soziale Verhältnisse, selbstverständlich katholisch erzogen vor allem von der tieffrommen Mutter. Der Vater, Hauskoch bei einer Adelsfamilie. Er liebt das Leben, spielt gern und manchmal zuviel und gründet den ersten Fußballverein Roms.
Kaspar studiert fleißig. Ein Bilderbuchkind. Daneben treibt er sich bei den Bauern auf dem Markt herum, aber nicht mit irgendwelchen Dummheiten im Kopf; er predigt ihnen, hält Katechesen. Und – erstaunlich – sie hören gerne zu. Obwohl kränklich, ängstlich auch, ist er aktiv. Wo er auftaucht, sammeln sich Menschen um ihn. Was er in die Hand nimmt, kommt in Schwung. 1808 geht sein Kindertraum in Erfüllung. Er wird zum Priester geweiht.

Kaspar-webDie unbeschwerten Jahre sind damit vorbei. Denn wenige Monate später erklärt sich Napoleon zum Herrn des Kirchenstaates. Kaspar del Bufalo weigert sich, einen Treueid auf den Despoten zu leisten. „Ich will nicht, ich kann nicht, ich darf nicht“, sagt er, und der Vater ist stolz auf seinen Sohn. Die Konsequenz seiner Weigerung ist Verbannung und Gefängnis: dreieinhalb Jahre überwacht und eingesperrt, zur Passivität verdammt. Die Jahre des erzwungenen Innehaltens geben ihm Zeit zum Nachdenken, zur Gottesbegegnung, zum Reif-Werden. Dabei quälen ihn Krankheit und Depressionen. Er ahnt, was Gott erlitten hat. Und findet seine Spiritualität.

Nach dem napoleonischen Spuk zurück in Rom will er Jesuit werden. Nur der Papst – es ist Pius VII – ist dagegen. Er braucht ihn in einer Sondermission. Der Kirchenstaat ist sozial und religiös zur Wüste verkommen. Er soll Volksmissionen halten, eine Glaubenserneuerungsoffensive für Volk und vor allem für den Klerus. Dafür sucht Kaspar Gefährten, predigt eine Mission nach der anderen, jeweils etwa 14 Tage, und dazwischen strapaziöse Reisen mit Pferdekarren oder auf Eseln.
Kaspar versöhnt verfeindete Familien, setzt sich für die Briganten ein, das sind Männer die vor Napoleons Aushebungen in die Berge geflohen sind, dort mit Überfällen, Plünderungen und Erpressungen überlebt haben und alleine keinen Ausweg aus der Kriminalität finden. Seinem Ringen mit Papst und Kurie verdankt das „Räubernest“ Sonnino, dass es von den päpstlichen Truppen nicht niedergebrannt wird.
Für seine schwache Gesundheit ist dieser Lebensstil belastend und lebensgefährlich. Aber Ausruhen – das will er im Himmel. Auf Erden sieht er eine zweite große Aufgabe: die junge Gemeinschaft seiner Gefährten – sie nennen sich „Missionare vom Kostbaren Blut“ zu strukturieren. Es ist nicht einfach, Männer zu finden, die mit seinem Elan und seinem Lebensstil mithalten. Immer sind es weniger als das Apostolat verlangt. In der alten, abgelegenen Klosterruine San Felice bei Giano in Umbrien gründet er am 15 August 1815 die Kongregation. Andere Niederlassungen folgen. Es sind Häuser, in denen die Missionare nach strapaziösen Einsätzen zurückkommen, Ruhe finden und auftanken können.

In Rom bricht die Cholera aus. Während alle, die in der Lage sind, die Stadt fluchtartig verlassen, geht Kaspar trotz angeschlagener Gesundheit hinein, sucht die Kranken, gibt Trost, menschliche Wärme und die Ahnung, dass sie nicht gottvergessen sind. Aber Del Bufalo baut ab, dann bricht er zusammen. Am 28. Dezember 1837 stirbt er völlig entkräftet.
Ist dieser letzte Akt Unvernunft, zwanghafter religiöser Altruismus? Wer mag das bei einem Heiligen zu beurteilen.
Vielleicht ist es seine ganz persönliche Erfahrung, die dem Urteil jedes Außenstehenden widersteht: dass Gott ihn unendlich lieb hat und jeden anderen auch; dass Gott in seiner Sehnsucht, den Menschen nahe zu sein, selbst den Weg des Menschen gewählt hat. Ja, dass dieser Gott in Jesus Christus für alle sein Blut gegeben hat. Auch diesen Akt der Hingabe Jesu könnte ein „vernünftiger“ Mensch ja als krankhaften Extremismus abtun. Für Kaspar liegt darin die Kraftquelle seines Lebens, der Grund seines Glaubens. Nicht ganz 52 Jahre hat dieses Leben gedauert, die Wirkung seines Lebens hat die Zeit überdauert.
Mit der Seligsprechung 1904 und der Heiligsprechung 1954 hat die Kirche das anerkannt. Seine Art zu leben, darf anderen als Beispiel dienen.
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